Restauration eines Porsche 944 TYP I aus dem Baujahr 1983
Der Wagen befindet sich noch immer in Familien-/Erstbesitz, leider blieb das
Fahrzeug im Herbst 2000 mit Kupplungsdefekt liegen und wurde auf dem Grundstück
des Halters abgestellt...eine Maus ( welche bei Anlieferung panisch das Weite
suchte) nutzte den Wagen mehrere Jahre als "Eigenheim"...ein abgerissener
Ablaufschlauch des Hubdachs verwandelte zudem, im Laufe der Jahre, den
Innenraum in ein Feuchtbiotop...der Motor war fest, Türen ließen sich nicht
mehr öffnen, die Sitze waren festgerostet, die Elektrik auf Grund von Oxidation
komplett ausgefallen, die Bremsanlage verweigerte Ihren Dienst, die Bereifung
war steinhart, die Felgen oxidiert.... das polierte Felgenbett hatte sich
"aufgelöst"...
Für die Tochter des bereits verstorbenen Besitzers stand jedoch fest: entweder
diesen oder keinen...und wir fingen an: erstmal lüften und alles mit Rostlöser
einsprühen...dann ging´s an die „Entkernung“: alles raus!
Anlieferung
Sitze, Teppiche und die Innenverkleidung waren bei Anlieferung
völlig verschimmelt, der Kofferraum "geflutet, das Heckrollo defekt,...der Lack
matt und teilweise von einer Abdeckplane verkratzt...eigentlich ein
wirtschaftlicher Totalschaden.
Im Motorraum hatte die Maus / die Mäuse diverse Spuren hinterlassen: man fand
überall Schalen von Kernobst, Nüssen und Bucheckern... die Klappscheinwerfer
waren voll; als "Schlafzimmer" diente wohl der Lichtmaschinenhalter sowie die
Schaumgummiabdeckung zwischen Transaxlerohr und Schalthebel... .leider hatte
die Maus wohl auch eine gute, geregelte "Verdauung"...
...nachdem der Dampfstrahler im Motorraum eingesetzt wurde und dieser dann mit
Rostlöser behandelt wurde kam der Innenraum dran: Schimmel auf Sitzen,
Türverkleidungen und Lenkrad...eine Wasserlache hinter dem Fahrersitz die mit
mehreren Eimern "abgeschöpft" wurde...Dann wurden die Sitze ausgebaut und
zum Sattler geschafft: das Pascha- Muster der Sitze sollte beibehalten
werden; die Beschaffung des Originalstoffs stellte eine echte Herausforderung
für den Sattler da.
Front links
oxidiertes, linkes Vorderrad
Motor bzw. Mausenest
rechter Dämpferdom
oxidierter Nockenwellenkasten
Innenraum mit Schimmelbefall
„gefluteter“ Fußraum hinter Fahrersitz
Feuchtbiotop (innen)
Kofferraum
Seitenteil und Rad hinten links
Innenraum
Beim Ausbau des Dachhimmels fand sich dann der "Auslöser" des
"Feuchtbiotops": bei einer unsachgemäßen Reparatur des Hubdachantriebs wurde
der Ablaufschlauch vom Stutzen gezogen...Regenwasser lief über Jahre
ungehindert über die hintere Seitenverkleidung in den Innenraum: Resultat: die
Sitzmulden waren völlig durchgeweicht, der Stoff zerriss bei jeder Berührung,
alle Dämmmaterialen und Auskleidungen hatten sich voll gesaugt... ...blieb nur
eins: ersetzten.
Gleiches galt für den Heckbereich des Fahrzeugs... ...wir waren wirklich
überrascht, zu sehen, das nach der Demontage der verfaulten Teppiche und
Dämmmatten das "Blechkleid " fast völlig unbeschadet war...Jahrelang stand der
Bereich hinter dem Fahrersitz mehrer Zentimeter unter Wasser... gleiches galt
für die Beifahrerseite; lediglich die Gewindebuchsen der Sitzbefestigungen
mussten erneuert werden.
Der aufwendigen „Entkernung“ folgte die völlige Revision aller elektrischen
Bauteile aufgrund von Oxidation. Selbst das Steuergerät, welches beim TypI
unter der Lenksäule befestigt ist war komplett zerstört. Das gleiche Schicksal
erlitt der Sicherungskasten, die Armaturen und der Relaisträger sowie alle
Schalter und Kabelschuhe…
Nachdem die Elektrokomponenten erneuert bzw. repariert waren, wurden neue,
nicht brennbare Dämmmaterialien im Innenraum verklebt und der inzwischen
eingetroffene Teppich verlegt, die instandgesetzten Seitenverkleidungen
angebrachtund die aufgearbeiteten Sitze sowie die neue Rücksitzmulde eingebaut.
die demontierte Innenausstattung
alter Teppich Fahrerseite
die Ursache für die Überflutung: der Ablaufschlauch des Hubdachs wurde bei einer Reparatur des Hubdachs nicht wieder angeschlossen
die verschimmelte Rücksitzbank
Demontage aller Verkleidungen
der ausgeräumte Kofferraum
Bodengruppe nach dem Entfernen der Verkleidungen, Teppiche und Dämmmatten
Bodengruppe Fahrerseite
Bodengruppe Beifahrerseite (Rostbehandlung war nur an den Befestigungspunkten der Sitzschienen nötig)
Steuergeräte sind nicht Wasserdicht > teurer Elektronikschrott
restauriertes Armaturenbrett und Teppiche werden wieder eingebaut
Einkleben des neuen Rücksitzes
Motorrevision Porsche 944 Typ I:
Der 2,5 Liter Porsche-Motor mit einer Gesamtlaufleistung von 276.000
km war die nächste Herausforderung: zuerst wurde dieser aus dem Fahrzeug
ausgebaut, völlig zerlegt und gereinigt, dann die einzelnen Baugruppen
vermessen und defekte bzw. verschlissene Teile ersetzt; anschließend alles
wieder zusammengebaut und eingestellt; neue Kupplung inclusive.
Nachdem das „Blechkleid“ einer maschinellen Politur unterzogen wurde und
insbesondere der Motorraum wieder im alten Glanz erstrahlte, fand die
„Hochzeit“ (Einbau des Motors und der Vorderachse) statt.
Demontage des Motors
leerer Motorraum
gerissene Kupplung(alte Ausführung mit Gummipuk)
Totalausfall Kupplung
Motor komplett überholt (siehe auch Kapitel Motorrevision)
Hochzeit
Motor eingebaut und angeschlossen
Auslieferung Porsche 944 Typ I:
Während dann noch die Achsen und Bremsen überholt wurden, wurden
beim „felgendoc“ die original Hackmesser-Felgen gestrahlt, lackiert und
poliert; neue Reifen waren selbstverständlich…
Letztendlich wurden noch alle Betriebsstoffe gewechselt, die Schaltung
eingestellt und ab ging es zum TÜV Rheinland zur Vollabnahme: BESTANDEN.
Der Wagen wird z.Zt. mit Saisonkennzeichen gefahren und nimmt ab Frühjahr 2006
an diversen Ausfahrten des Porsche-924-944-Clubs Deutschland e.V. teil, im
Herbst 2006 soll der Wagen noch in Originalfarbe neu lackiert werden.
Die ganze Umbauaktion wurde in 280 Stunden durchgeführt; wir wünschen der
Besitzerin „Allzeit gute Fahrt“.
Front frisch poliert
Motorraum
Innenraum
Innenraum
Heck und Seite
"Hackmesser“- Felgen (poliert und lackiert)